Fisherman’s Friend StrongmanRun 2009
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Samstag, 28. März, 12:00 Uhr. Wir machten uns auf zum Gelände des Flughafens Weeze-Niederrhein, der nur knappe zwei Kilometer von uns entfernt liegt. 24 Stunden später soll hier zum zweiten Mal der Fisherman’s Friend StrongmanRun stattfinden – noch länger, noch schwieriger, noch härter. Noch waren die Straßen frei, alles wirkte gut organisiert und präpariert für den nächsten Tag – doch schon am Parkplatz wurden wir darauf hingewiesen, wir sollten die nächsten 50 Meter doch bitte Vollgas geben, um nicht einzusacken und steckenzubleiben. Einen guten Eindruck machte die durchwässerte Wiese, die als Parkplatz herhalten soll, nun wirklich nicht. Mal sehen.

Also raus aus dem Auto, ab durch tiefen Schlamm und hinauf aufs Eventgelände. Nach kurzer Orientierung wurden wir freundlich zum Presseschalter gewiesen, um uns unsere Pressewesten und -ausweise abzuholen, was alles unerwartet leicht vonstatten ging. Dann statteten wir uns noch mit Kartenmaterial aus und machten uns auf den Weg zur Strecke, um uns schonmal die ersten Hindernisse anzusehen. Auf den ersten Blick sah alles aus wie beim letzten Mal, so ging es hoch und runter über Bunker, ab und an durch Schlamm und oft einfach nur geradeaus. Doch dann stach uns der VIP-Hangar ins Auge, an dem eine Strohtreppe aufgebaut war – hier müssen die also hoch? Wow, das sind ja knappe 8 Meter… runter geht es dann auf der anderen Seite mit einer bewässerten Rutschfläche und einem kleinen Sprung. Ebenfalls neu war ein zwischen zwei Lagerhallen aufgebautes Spinnennetz, das aus Ab- und Aufstieg besteht. Ein Abrutschen würde hier böse enden! Erste Kletterversuche von uns wurden vom freundlichen Ordner unterbunden.

Fisherman's Friend StrongmanRun 2009

Langsam rückte die für 15:00 Uhr angesetzte Streckenführung näher und wir begaben uns zum Treffpunkt. Immer mehr Journalisten fanden sich ein und auch der VIP-Bus aus Kleve trudelte ein, darunter auch Olympiaschwimmer und siebenfacher Goldmedaillengewinner Michael Klim aus Australien, der zusammen mit seinem “Team Australia” extra für das Event angereist war. Unter Führung ging es also die Strecke entlang, zunächst nochmals zum Spinnennetz, das auch Michael einmal antesten wollte. Doch dann brach erneut Regen auf und die VIPs und auch die meisten Journalisten suchten Schutz, so dass neben Michael, seinem dreiköpfigen Team und unserem Führer nur zwei weitere Personen übrig blieben. So gab es auch genügend Gelegenheiten, während der Führung einige Gespräche mit Michael zu führen – er und sein Team wirkten sehr freundschaftlich, persönlich und überhaupt nicht abgehoben. “I did a lot of preparation”, teilte er uns mit. Er hätte viele Strandläufe mit Reifen auf dem Rücken gemacht, wäre die Dünen rauf und runter gerannt und täglich gejoggt und geschwommen. Deshalb hat es ihn auch umso mehr gefreut, dass man dieses Mal auch wirklich schwimmen werden muss – letztes Jahr wurde es aus Sicherheitsbedenken kurzfristig noch aus dem Programm genommen. Doch, wie sich noch herausstellen wird, wird es auch dieses Mal nicht so werden wie geplant… Nach vollendeter Führung stand Michael uns noch für einige Szenenfotos zur Verfügung und verabschiedete sich dann bis zum Abend. Auch wir machten uns auf den Weg nach Hause, um uns umzuziehen, die Kameras wegzubringen und dann mit kleineren Kompaktkameras bewaffnet gegen 19.00 Uhr zur Pre-Run-Party zurück zum Gelände zu fahren.

Fisherman's Friend StrongmanRun 2009

Als wir dann genauso wie am Morgen auf den Presse/VIP/Teilnehmer-Parkplatz fahren wollten, wurden wir von den Ordnern zurückgewiesen – der Parkplatz sei überschwemmt, keine Chance. Sollte sich bis morgen nichts daran ändern, würde sogar das Stattfinden des Events in Frage stehen… Weiter ging es also auf die komplett andere Seite des Geländes auf einen Satellitenparkplatz, von dem wir erst einen guten Kilometer laufen mussten, um dann per Shuttle zum Gelände gekarrt zu werden. Nach Trustgame und Betti Ford spielten dort an der Hauptbühne gerade Peilomat vor leider fast leerem Publikum – schlafen die etwa alle schon? Eigentlich sollte es doch bis 3.00 Uhr gehen… Im VIP-Bunker war es dafür umso voller – dort erwarteten uns ein leckeres Buffet, eine große Getränkeauswahl und ein Wiedersehen mit Michael Klim und seinem Team. So ergab sich die Gelegenheit, noch ein wenig zu plaudern und letzte Tipps für den morgigen Tag auszutauschen (schließlich hat einer von uns beiden das letzte Jahr selbst mitgemacht…). Gegen 22:00 Uhr kam dann Patrice dazu, der ab 23:00 an der Bühne auflegen wird. Er zeigte sich etwas enttäuscht vom kleinen Publikum, war aber dennoch begeistert, bei einem solchen Event dabei sein zu dürfen. Doch vorher kam mit Decoy die wohl beste Band des Abends auf die Bühne. Die Coverband heizte mit Klassikern und Chart-Hits ein und holte alles aus den verbliebenen Zuschauern raus. Nach einem kurzen Fototermin mit Patrice hieß es dann “Glam Hop” – so bezeichnet Patrice sein DJ-Set, dass für eine starke Party sorgte. Leider wurde es aber schnell immer leerer, gegen 1.00 Uhr räumten auch wir das Feld, schließlich wird es am nächsten Tag früh rausgehen.

Fisherman's Friend StrongmanRun 2009

Gegen 1.30 Uhr zuhause angekommen kam dann zunächst mal ein kleiner Schock, irgendwie hatten wir die folgende Zeitumstellung völlig vergessen und haben so eine Stunde Schlaf zu wenig eingeplant. Was soll’s, 4 Stunden müssen reichen. Also noch schnell alle Fotos auf den PC, die letzten Vorbereitungen getroffen und ab ins Bett.
Um 7.30 Uhr war die Nacht dann auch schon wieder rum und gegen 8:30 Uhr machten wir uns auf den Weg zurück zum Gelände. Wir standen von der Haustür an im Stau, konnten aber über die Felder abkürzen und haben so den kompletten Stau umfahren. Der Parkplatz schien auch wieder einigermaßen in Ordnung zu sein und war wieder für die Teilnehmer geöffnet… eine echte Belastungsprobe – ob wir hier je wieder rauskommen? Aber das ist jetzt erstmal nebensächlich. Pünktlich um 9:00 Uhr waren wir also auf dem Eventgelände, um zunächst mal die Atmosphäre aufzunehmen und uns einen groben Überblick zu verschaffen. Im VIP-Zelt haben wir dann beim Frühstück unseren “Schlachtplan” aufgestellt, der sich als sehr hart entpuppen sollte… dazu später mehr. Zunächst mal stand um 10:00 Uhr ein Interview-Termin mit Joey Kelly an – eigentlich. Als dann um 11:30 Uhr weder Joey Kelly noch Ausbilder Schmidt (Interview-Termin 11:00) zu sehen waren, haben wir es aufgegeben. So konnten wir wenigstens noch von Knut Höhler, dem Vorjahressieger, erfahren, dass er sich dieses Jahr nicht als Favorit sieht und ein sehr viel härteres Event im Vergleich zum letzten Jahr erwartet. Als wir dann gerade von der mittlerweile immer größer werdenden Menschenmenge einige Emotionen festhalten wollten, hat Joey es wohl doch noch auf die Bühne geschafft. Er stand im Stau. Einige Fotos von ihm konnten wir noch schnell ergattern, für ein Interview blieb keine Zeit mehr. Schnell ging es zurück und auf einen Bunker, um die Menge von oben und beim Vorbeilaufen fotografieren zu können.

Fisherman's Friend StrongmanRun 2009

Dann ist es Punkt 12:00 Uhr, als ein donnernder Startschuss die Luft zerreißt. Ein Pulk aus knapp 6.000 mutigen Läufern setzt sich in Bewegung. Der Adrenalinspiegel schießt schlagartig in die Höhe, Angstschweiß breitet sich aus. 18 lange Kilometer und 32 gefährliche Hindernisse liegen vor den starken Teilnehmern aus der ganzen Welt – doch auch wir hatten einen umfassenden Plan. Nachdem das Starterfeld unseren Bunker also passiert hatte, ging es schnell quer über die Strecke, um die ersten Läufer am Spinnennetz einfangen zu können. Glücklicherweise gab es eine Extra-Absperrung für die Presse, was das Umherlaufen an den Hindernissen sehr erleichterte. So hatten wir sogar die Möglichkeit, von unter dem Spinnennetz einige Nahaufnahmen schießen zu können. Knut Höhler war übrigens wieder vorne dabei, am Spinnennetz etwa Zehnter. Das Hauptfeld folgte deutlich später und die Hindernisse begannen schnell zu überfüllen. Es bildeten sich meterlange Staus und der Sicherheit halber wurden die Läufer nur noch nach und nach hinaufgelassen. Die Atmosphäre blieb jedoch stets positiv, Überholwillige wurden durchgelassen und man half sich gegenseitig beim Überwinden der Hindernisse.

Fisherman's Friend StrongmanRun 2009

Von einem Kollegen erfuhren wir, dass schon nach wenigen Minuten das vermeintlich leichteste Hindernis geschlossen wurde – in der “Druckkammer”, in der die Läufer laute Musik und Flackerlicht erwarteten, gab es wohl einige Fälle von Bewusstlosigkeit. Schade, hier wollten wir eigentlich auch noch hin. So blieben uns einige Minuten, um weiter zu Bifröst zu laufen und dort noch einige Aufnahmen zu machen. Dort erwarteten uns bereits Sanitäter, die scheinbar minütlich neue Kunden bekamen… so ist es kein Wunder, dass auch dieses Hindernis recht bald wegen einiger Knochenbrüche geschlossen wurde. Wir machten uns allerdings auf den Weg zu den Schwimmhindernissen und kamen dabei am “Kniebeuger” vorbei. Auf der Höhe von “Matsch Pitt” ging es also runter in die Sandgrube, an einem verlehmten und verdammt rutschigen Berg. So sind wir mehr gestolpert als gelaufen und haben uns einige Male fast auf den Hintern gelegt… wir konnten zu dem Zeitpunkt ahnen, was für Qualen die Läufer durchgemacht haben müssen.

Fisherman's Friend StrongmanRun 2009

Doch schon bald konnten wir sie auch fühlen. Was auf der Karte nicht weit aussah, entpuppte sich als etwa vier Kilometer langer Lauf entgegen der Streckenführung – und zwar nicht in Sportkleidung, sondern in Jacke und mit kiloweise Kamera-Ausrüstung! Neben Loch Nass konnten wir glücklicherweise herlaufen, doch dem sandigen Untergrund konnten auch wir nicht entgehen. Doch die Zeit eilte und wir hatten noch viel vor uns – wir mussten also in voller Montur bis zur “Wanne” joggen und dabei stets versuchen, niemanden von den Läufern zu behindern. Auf dem Weg haben wir noch Joey klettern sehen und Michael wiedergetroffen, der uns sofort erkannt und abgeschlagen hat. Super Typ! An der “Wanne” wurde dann klar, was wir eigentlich schon vermutet hatten – man musste nicht schwimmen, sondern konnte einfach durch das Wasser waten. Sehr kalt scheint es trotzdem gewesen zu sein! Vielleicht haben wir ja am Canale Grande mehr Glück und sehen dort ein paar Schwimmer.

Fisherman's Friend StrongmanRun 2009

Weiter ging es also querfeldein, aber nicht ohne an The Rock anzuhalten, ein wiederum sehr rutschiger Berg mit Schlammrutsche als Abstieg. Hier hat sich dann der erste von uns endgültig hingelegt… Was soll’s, weitermachen. Am Canale Grande gab sich dann ein skurriles Bild – während einige wenige Teilnehmer schwammen, wateten 95% scheinbar wasserscheu am Rand entlang. Laut Streckenposten gab es dafür nichtmal einen Zeitzuschlag oder sonstige Bestrafung – sehr seltsam… zumindestens eine Strafrunde o.Ä. für Nichtschwimmer hätte man einführen sollen. Da wir ohnehin schon spät dran waren und Knut Höhler bereits als Erster das Ziel durchlaufen hatte und somit seinen Titel verteidigte (wie wir per Telefon erfuhren), entschlossen wir uns, am Canale Grande auf Michael zu warten. Wenigstens er wird als Schwimm-Olympiasieger ja wohl schwimmen! Doch Ernüchterung folgte, als er am Rand entlang lief, als ob er noch nie in seinem Leben geschwommen wäre. “Fuckin’ cold!”, so formulierte er im Anschluss an das Rennen sehr passend seine Ausrede. Immerhin haben wir einige Fotos vom wasserscheuen Michael schießen können.

Fisherman's Friend StrongmanRun 2009

Das Rennen neigte sich langsam dem Ende und wir machten uns auf den Rückweg, da um 15:30 Uhr die Siegerehrung anstehen würde. Nach einer kleinen Stärkung und kurzer Nachbesprechung mit Michael nahmen wir dann unsere Plätze vor der Bühne ein, um auf die Siegerehrung zu warten. Doch zunächst heizte Ausbilder “Aufstehen ihr Luschen!” Schmidt das Publikum ein, nachdem er seinen Termin um 11:00 verpasst hatte. Unverkennbar mit Zigarre, Sonnenbrille und Uniform machte der grandiose Drill-Instructor den Zieleinläufern deutlich: “Aufgeben ist was für Weicheier und Luschen!”.

Doch dann war es endlich soweit – zuerst wurde Knut Höhlers Brooks Run Happy Team für den Team-Sieg geehrt, anschließend Mira Räker als erste Frau (Vorjahressiegerin Nina Schüler wurde Zweite) und schließlich Knut Höhler als Titelverteidiger und Strongman 2009. Extremsportler Joey Kelly schaffte es mit einer Zeit von 2 Stunden, 6 Minuten und 20 Sekunden auf den glorreichen Platz 182: “Ich bin immer auf der Suche nach neuen sportlichen und starken Herausforderungen – ich habe sie hier gefunden. So etwas habe ich wirklich noch nie erlebt! Nächstes Jahr bin ich wieder dabei!”.

Fisherman's Friend StrongmanRun 2009

Michael Klim kam mit einer Zeit von 2 Stunden, 23 Minuten und 24 Sekunden ins Ziel, was ihm Platz 769 sicherte, womit er aber nicht ganz das Ziel erreichte, das er uns am Vorabend erklärte: “I wanna get under 2 hours!”. Eike, Drummer der Donots, schaffte es unter vollem Einsatz und mit ganz viel Rock’n’Roll im Blut mit einer Zeit von 2 Stunden, 13 Minuten und 5 Sekunden auf Platz 370. Läufer aus insgesamt 40 Nationen stellten sich in Weeze der Herausforderung ihres Lebens. Aufsehen erregende Starter wie unerschütterliche Spartaner, starke Schotten und furchtlose Banditen boten den 30.000 Zuschauern neben einem spannenden Rennen ein Entertainment-Programm der Sorte “extra stark”. Am Ende sind sich die erschöpften und glücklichen Athleten einig: Nächstes Jahr sind sie wieder dabei! Nach einer bundesweiten Ausschreibung wird der Austragungsort in Kürze bekannt gegeben – fest steht: Der Fisherman’s Friend StrongmanRun 2010 findet vermutlich am 28. März statt. “Es ist ein unbeschreibliches Gefühl mitzuerleben, mit wie viel Spaß und Leidenschaft sich die Teilnehmer auf die Strecke und die Hindernisse stürzen – wir freuen uns jetzt schon auf das nächste Jahr!”, so das Team von Fisherman’s Friend.

Fisherman's Friend StrongmanRun 2009

Erschöpft und mit dem Gefühl, selbst einen StrongmanRun absolviert zu haben, machten auch wir uns nun auf zum Parkplatz, um dort 45 Minuten im Auto zu warten, bis wir endlich das Gelände verlassen konnten, um dann erneut über Feldwege nach Hause zu kommen. Hätten wir nur die Hauptstraße genutzt, hätten wir sicherlich deutlich länger warten muss. Noch in der Abenddämmerung konnte man den Stau von unserer Straße aus stehen sehen. Wir blicken zurück auf einen ereignisreichen Tag und hoffen, dass der StrongmanRun auch 2010 wieder in unsere kleine Gemeinde nach Weeze kommt!

Endergebnis:

Männer
1. Knut Höhler – Brooks Run Happy Team – 1:33:54 h
2. Mirko Appel – VfL Wolfsburg – 1:38:05 h
3. Karsten Kruck – Bunert Running Team – 1:38:27 h

Frauen
1. Mira Räker – Brooks Run Happy Team – 2:00:02 h
2. Nina Schüler – Brooks Run Happy Team – 2:00:33 h
3. Jennifer Härter – X-SPORT Kastellaun – 2:00:45 h

An dieser Stelle nochmals ein herzlicher Dank an Angela Bienert und ihr Team von megacult, an das komplette Orga-Team für die weitestgehend reibungslose Organisation und natürlich an alle Läufer und Zuschauer, ohne die das Event erst garnicht hätte stattfinden können! (ok)

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