Kings of Leon – Come Around Sundown
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Southern Rock / Alternative Rock – RCA Records
Erscheinungsdatum: 15.10.2010
Erhältlich als: CD (Standard / Deluxe), Vinyl

Das Cover der neuen Platte der Kings of Leon ziert eine Symbiose aus einer kleinen Insel, zwei Palmen und einem traumhaften Sonnenuntergang. Verweilt man kurzzeitig mit seinem Blick, so überrumpelt einen schnell das Gefühl des Geborgenseins, des Angekommenseins. Das Cover strahlt die Wärme aus, nach der sich jeder normale Mensch sehnt – genauso wie die drei Brüder Calleb, Jared und Nathan Followill, sowie ihr Cousin Matthew Followill, was auf diesem Album deutlich hörbar ist.

Am Anfang war das Ende. Der erste Titel von Come Around Sundown, „The End“ beginnt mit einem verschlepptem Schlagzeug-Beat, der nach und nach mit Bass und Gitarre gefüttert wird. „I don’t want the street lights / Laughing at the grave“ – der Songtext ist düster und traurig. Mit den Worten „No I ain‘t got a home / I‘ll forever roam“ und sanften Klaviertönen endet der Song, der gleichzeitig ihre aktuelle Single ist. Calleb Followill beklagt sich mit seiner unverwechselbaren, markanten Stimme darüber, dass er und seine Bandkolegen sich wie Streuner fühlen und nicht wirklich so, als hätten sie einen Ort, wo sie hingehören und sich geborgen fühlen.

Die Platte wird von Melancholie und Heimweh durchzogen und bringt eine neue, andere Seite der Kings of Leon zum Vorschein, nachdem sie durch ihr Erfolgsalbum „Only By The Night“ im Jahre 2008 endgültig den Durchbruch schafften. Rockhymnen wie „Sex On Fire“ oder „Use Somebody“ sucht man hier vergeblich, was der Qualität dieses Albums jedoch keinerlei Abbruch tut. „Come Around Sundown“ schlägt keine neue Richtung ein. Vielmehr stellt es einen Querschnitt der bisher erschienenen Alben der Kings dar – ein Best Of quasi, nur eben mit neuen Songs. Songs, bei denen für jeden etwas dabei ist.

Kings of Leon - Come Around Sundown

„Pyro“ beispielsweise schreibt eine Geschichte vom Leiden – „I won‘t ever be your corner stone / I don‘t want to be here holding on“ – und bietet eine klasse Melodie gefolgt von einem packenden Finale. Caleb erzählt in „The Face“, wie er seine Verlobte, das Wäschemodel Lily Aldridge, nach den Aufnahmen in den New Yorker Power Station Studios doch noch für den Hausbau in der vertrauten Heimat Nashville gewinnen konnte: „If you give up New York, I‘ll give you Tennessee.“

Zurück zu ihrem ursprünglichen Südstaatenrock aus ihren ersten Alben kehren sie dagegen im Song „Back Down South“. Der Followill-Entourage, gebürtig aus Nashville, wo einst Johnny Cash seinen Lebensabend verbrachte, scheint es in ihrer Heimat gut zu gefallen und vielleicht werden sie ihr nachfolgendes Album nicht im Big Apple aufnehmen, sondern wieder back to the roots gehen – „Back Down South“ eben.

„Beach Side“, „No Money“ und „Pony Up“ sind drei Aufnahmen, die der Platte etwas Drive verleihen und der Melancholie erfolgreich entgegenwirken. „Beach Side“ klingt nach Orgelrock und Surfen. „No Money“ verleiht dem Werk der Kings Of Leon mit einem glänzend aufspielenden Nathan Followill (Schlagzeug) einen schnellen, aggressiven Rhythmus und macht diesen Song zu einem der wenigen Rocker auf „Come Around Sundown“. Der letzte der 13 Songs, „Pickup Truck“, handelt zum Abschluss erneut vom Heimkehren und dem Alleinsein.

Das Album steht in drei Varianten in den Plattenläden – als CD, als Deluxe-Version und zur Freude einiger Sammler oder Junggebliebenen auch das Vinyl. Die Deluxe-Version lohnt sich allerdings kaum: Neben dem Bonus-Track „Celebration“ gibt es zwei Remixes. Der „Radioactive Gospel“-Mix ist ganz nett, weicht aber nicht wirklich von der aktuellen Single ab. Dann ist da noch der „Closer Presets“-Remix, den die Welt nicht braucht.

Alles in allem ist „Come Around Sundown“ also eine gelungene Platte, die es nicht nötig hat, sich mit dem letzten Album der Kings Of Leon zu vergleichen. Wenn man nichts gegen wehmütige Texte hat und auch nicht auf der Suche nach der neuen Rockhymne des Jahrhunderts ist, kann man mit den 13 Songs viel Freude haben und sie als durchweg gelungenes Werk der Kings of Leon bezeichnen. (me)

Cover und Fotos © 2010 Kings of Leon