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Inmitten kleiner Cafés, Grachten und Bars liegt das Tivoli Utrecht, eine von außen kaum auffallende Disco- und Konzerthalle. Die Zuschauerkapazität der wunderschön in der Utrechter Altstadt gelegenen Location beläuft sich auf etwa 1000 Personen – im Vorfeld dieses Konzerts gingen wir also von einer familiären und freundschaftlichen Atmosphäre aus und wurden – wie sich im weiteren Verlauf dieses Berichts rausstellen wird – nicht enttäuscht. Nach gefundenem Parkplatz (logischerweise muss man sich mit den überteuerten Utrechter Stadtparkplätzen zufrieden geben) gelangten wird durch einen langen dunklen Gang vorbei am Ticketschalter ins Foyer, in welchem sich die Garderobe und die Toiletten befinden.
Der eigentliche Saal, der für das Konzert von Paolo Nutini vorgesehen war, gleicht einem Theatersaal ohne Bestuhlung. Im hinteren Teil des Raumes befindet sich eine Theke, welche an einen extra abgetrennten Raucherraum grenzt. Dementsprechend gut war die Luft während des gesamten Abends – ein klarer Pluspunkt! Durch zwei separate Treppen gelangt man auf die Empore im ersten Stock. Die Bühne gleicht einer mittelgroßen Theaterbühne, welche von allen Seiten und Positionen gut einsehbar ist. Alle Voraussetzungen für einen gelungenen Abend waren also gegeben und es konnte nun endlich losgehen.
Die Uhr schrieb 20:15 Uhr, als der australische Singer-Songwriter Liam Gerner die Bühne betrat. Da uns und wohl allen anderen Besuchern des Tivolis der Name Liam Gerner völlig unbekannt war, folgte jeder seiner Performance unvoreingenommen und voller Gespanntheit. Der Song “If I Had A Boat“ läutete schließlich den musikalischen Teil des Abends ein. Eine halbe Stunde lang fesselte Liam Gerner das Publikum allein mit einem Mix aus Stimme und Gitarre. Er gab nicht nur die Stücke seiner aktuellen EP zum Besten, sondern auch Songs aus seinem noch nicht erschienenem Album. Den Reaktionen des Publikums nach zu urteilen, traf Liam Gerner mit Folk-Pop-Songs wie “Benny Seal’s Highway“ und “Dear Heart“ genau den Geschmack des Publikums.
Seine aus dem Leben gegriffenen Geschichten um Wüstenstreuner, die es durch Notlügen zu Millionen schafften und weitere Bekanntschaften seines ereignisreichen Lebens verpackt er gekonnt in teils sehr klischeehaften Songs, die beim Publikum nicht zuletzt dank seiner absolut sympathischen Art aber genau ins Schwarze treffen. Als Belohnung für seine rundum gelungene Performance durfte sich Liam am Ende des Abends über den Ausverkauf seiner mitgebrachten EP freuen, die er alle von Hand mit einem netten Spruch signierte. Eine halbe Stunde später verließ er die Bühne schließlich und die Techniker machten sich daran, Gitarren und Schlagzeug zu Stimmen, damit der Höhepunkt des Abends endlich kommen konnte.
Als dann eine Stunde nach offiziellem Beginn der Veranstaltung die ersten Akkorde von Paolo Nutinis aktueller Single „10/10“ ertönten, ließen diese die Herzen der Zuhörer höher schlagen.
Das Bühnenensemble um Paolo hatte sichtlich jede Menge Spaß und der Funke sprang schon beim ersten Song auf das Publikum über. Die Setlist füllte eine komplette A4-Seite und es folgten sowohl zahlreiche Songs aus dem Debütalbum “These Streets“, als auch aus dem aktuellen Album “Sunny Side Up“. Liest man andere Konzertberichte von Paolo Nutinis Auftritten, so musste man damit rechnen, dass sich der Schotte mit italienischen und neuseeländischen Wurzeln schonmal leicht vom Alkohol vom seiner eigentlichen Aufgabe des Singens und Gitarre-Spielens ablenken lässt – im Tivoli in Utrecht kam dieser Eindruck trotz leichter Angetrunkenheit zu keinem Zeitpunkt des Abends auf. Bier stand auf der Bühne zwar genügend bereit, doch sind Schotten ja bekanntlich eher von der trinkfesten Sorte.
Mit Songs wie “Coming Up Easy“, “Growing Up Beside You“, “New Shoes“ und “Candy“ entführte ein gut aufgelegter Paolo Nutini den Tivoli auf eine Reise durch die Genres Pop, Reggae, Folk und Indie Rock – ein perfekter Mix aus verschiedensten Musikrichtungen. Schon oft sagte Paolo Nutini in Interviews, dass man seine Musik nicht auf ein Genre reduzieren könne und genau das bekam das Tivoli an diesem Dienstagabend auf eine ganz wundervolle Art und Weise durch und durch zu spüren. Das Konzert war geprägt durch das Wechselspiel von ruhigeren Balladen wie “These Streets“ und poppigen-rockigen Stücken wie “Jenny Don‘t Be Hasty“. Die Texte waren dem Publikum allesamt bekannt und Paolo Nutinis Stimme wurde stellenweise lautstark vom Publikum unterstützt.
Mit einer eigenen Interpretation von MGMTs “Time To Pretend“ sorgte Paolo Nutini für eine Überraschung, die sich sehen lassen konnte. Alleine schon sein „Do you know MGMT?“ brachte das Publim zum Gröhlen. Drei Trompeter und Paolos Stimme verpassten dem durchaus bekannten Stück einen ganz besonderen Charme. Nach etwa anderthalb Stunden neigte sich das Konzert dem Ende zu – dass sich der coole Schotte das Stück “Last Request“ für die Zugabe und gleichzeitig das Ende aufhob, war irgendwie abzusehen. Mit einer im Vergleich zum Album eher ruhigeren Version läutete die Band die letzte Runde dieses Abends ein und bescherte dem Tivoli ein gelungenes Finale.
Paolo Nutini verabschiedete sich mit den Worten: „It was a pleasure to play here!“ und die Lichter im Tivoli in Utrecht gingen an. Man erblickte durch und durch strahlende Gesichter, welche den Eindruck erweckten, als wären sie gerade einem wundervollen Traum entsprungen. Begeistert vom Verlauf des Abends begaben wir uns zum Ausgang und machten uns auf den Heimweg. In Erinnerung blieben uns ein frischer und unverbrauchter Liam Gerner, ein verspielter und live absolut überzeugender Paolo Nutini, tolle neue Bekanntschaften mit netten Leuten und ein Tivoli-Team, welches in deutschen Discos und Konzertsälen seines Gleichen sucht – von der Security bis zum Barkeeper.
Ein ganz besonderer Dank gilt zum Schluss dem Tivoli in Utrecht, welches als Location absolut zu empfehlen ist, nicht zuletzt durch seine malerische Lage und den guten Musikgeschmack. Innerhalb von zwei Stunden ist Utrecht aus nahezu dem kompletten Ruhrgebiet per Autobahn zu erreichen, grenznäher gelegene Gebiete brauchen entsprechend nur knapp über eine Stunde. In Zukunft werden wir euch weitere Events bei unseren niederländischen Nachbarn vorstellen – sicherlich auch wieder in Utrecht! (ok/me)
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