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Das nun zum sechsten Mal ausgetragene belgische Festival Les Ardentes hatte auch in diesem Jahre wieder einiges zu bieten. Es findet jeden Sommer in Lüttich – nur 30 Autominuten von Aachen entfernt – auf einer Landzunge an der Maas statt. Das Festival hat sich inzwischen soweit etabliert, dass auch Musikgrößen wie Limp Bizkit und Snoop Doog dort aufspielen.
Bei Les Ardentes ist wirklich für jeden etwas dabei, das Spektrum der dort über vier Tage gespielten Musik ist exorbitant groß – es reicht von Rock über Pop und Hip-Hop bis zu den verschiedensten Arten der elektronischen Musik. Gespielt wird auf vier Bühnen: Drei befinden sich in Hallen, die große Mainstage ist als Open-Air-Bühne eher für Headliner und Fast-Headliner konzipiert. Aufstrebende Stars aller Genres spielen in der größten Indoor-Stage, in den beideren kleineren („Aquarium“ und „Elektropedia“) gab es größtenteils Elektro von DJs aus aller Welt zu hören.
Schon am ersten Tag zeigte sich, dass die Atmosphäre hier mit wohl kaum einem deutschen Festival vergleichbar ist. Es herrschte eine unglaublich friedliche Atmosphäre und schon ab Eröffnung eine gigantische Stimmung. Als gegen Abend mit Triggerfinger die erste große belgische Band auf der Open-Air-Stage zu spielen begann, gab es kein Halten mehr. Im Anschluss heizte Ziggy Marley dem Publikum insbesondere mit Coverversionen seines Vaters ein, Selah Sue beigeisterte mit Songs wie ihrer aktuellen Single „This World“.
Was sich dann aber kurz vor Mitternacht im HF6 – der größten Indoor-Stage – abspielte, ist mit Worten schwer zu beschreiben. Der Belgier Stromae, der in Deutschland vor allem durch seine Single „Alors On Danse“ bekannt geworden ist, wurde vom Publikum von Beginn an begeister begrüßt. Als aber schließlich der Refrain eben dieser Single einsetzte, kann es in der Halle wohl kaum jemanden ohne Gänsehaut gegeben haben, während die brechend volle Halle ihren Volkshelden frenetisch feierte. Wir können absolut sicher sagen, dass wir eine solche Stimmung bisher bei keinem anderen Konzert oder Festival erlebt haben.
Es versteht sich von selbst, dass wir im Folgenden nicht auf jede einzelne Band eingehen können. Es sei aber gesagt, dass sich die meisten Newcomer wirklich gut verkauft haben. Ob nun 1995 mit ihrem französischem Hip-Hop und fetten Beats oder Chickfight mit ihrem frischen und unkonventionellen Punkrock – hier brauchte sich wirklich niemand vor den großen Stars des Wochenendes verstecken. Im Gegenteil: Es ist auch mal schön zu sehen, dass sich Gruppen wie 1995 auch nach ihrem Auftritt noch auf dem Festival herumtreiben (siehe Foto) und sich nicht sofort wieder nach Hause chauffieren lassen.
Zu diesen zählt sich beispielsweise Limp Bizkit, die auf ihrer „Golden Cobra“-Tour einen Stopp in Lüttich einlegten und ordentlich einheizten. Bei Klassikern wie „Break Stuff“ und „Rollin‘“ schafften es die US-Amerikaner das Publikum ebenso zu begeistern wie mit neuen Songs wie „Shotgun“ – das Fehlen der aktuellen Single deutet aber darauf hin, dass die Band wohl nie wieder so richtig an ihre alten Klassiker anknüpfen kann. Fred Durst lobte das Festival vor allem für seine Vielseitigkeit und meinte, dass es in den USA nichts Vergleichbares gäbe. Für das Publikum gab es letztendlich sogar noch eine Gitarre, die er nach nur drei Akkorden auf der Bühne zertrümmerte – „I hate playing the guitar!“
Ähnlich aufgenommen wurden auch Sum 41, die sich nach vielen ausgefallenen Festival-Auftritten nun langsam wieder zurückmelden. Die Menge tobte, Songs wie „Fat Lip“ und „In Too Deep“ kamen ähnlich gut an wie Medleys verschiedener Metalklassiker wie „Master of Puppets“. Es ist noch anzumerken, dass man auch bei den eher „härteren“ Bands ohne Angst im Publikum stehen konnte. Moshpits waren gut vom ruhigeren Publikum abgegrenzt und so konnte wirklich jeder auf seine Kosten kommen, ohne weit weg von der Bühne stehen zu müssen.
Überraschend (und für die meisten Deutschen wohl völlig unbekannt) war vor allem die belgische Elektro-Rock-Band Goose. Die vier Belgier, die damals ACDC-Coverband ins Musikbusiness eingestiegen waren, zeigten schnell, dass sie damit rein garnichts mehr am Hut hatten. Müsste man sie vergleichen, könnte mal wohl noch am ehesten „The Prodigy“ heranziehen – so richtig trifft man ihren Stil damit aber auch nicht. Die fetten Synthesizer-Beats heizten mit magenverdrehenden Bässen ordentlich ein, beim letzten Song „Word“ konnte man meinen, dass hier gerade der Headliner auf der Bühne steht. Eine echte Schande, dass diese Band in Deutschland quasi gänzlich unbekannt ist.
Gleiches gilt auch für Das Pop, die zwar auf vielen Festivals auf aller Welt zu finden sind, aber noch keine wirkliche Bekanntheit erlangt haben. Der eingängige Indie-Rock der Belgier mit neuseeländischem Schlagzeuger sorgte für gute Laune, der Song „Skip the Rope“ ist als absoluter Sommerhit vielleicht schon bald auch im deutschen Radio zu hören. Die Idee, zur aktuellen Single „The Game“ große aufgeblasene Würfel ins Publikum zu werfen, fand bei den Zuschauern großen Anklang und fügte sich perfekt ins Bild ein.
Als Negativerlebnis sei der Wu-Tang Clan genannt, auf den man wohl eher als Enttäuschung zurückblicken muss. Mit einer halben Stunde Verspätung begrüßten die New Yorker Hip-Hopper das verärgerte Publikum und strahlten während ihres gesamten Auftritts in erster Linie Langeweile, Desinteresse und ein viel zu großes, auf Dauer absolut nervendes Selbstbewusstsein aus – das im Übrigen später von Limp Bizkit’s Fred Durst mit einem „Fuck you, Wu-Tang Clan!“ unter tosendem Applaus gekontert wurde. Man kann ihnen wohl nur zu Gute halten, dass sie ihre Verspätung ans Ende hingen. Lediglich der DJ der Gruppe zeigte mit seinen Fähigkeiten, wie der Auftritt hätte werden können.
Dass man auch mit viel Spaß und Elan an die Sache gehen kannte, zeigten vor allem Kate Nash und ihre charmante Band, die wohl das breiteste Lächeln des Festivals zeigten. Die vier Frauen hatten sichtliches Vergnügen am Spielen, interagierten mit dem Publikum und wurden von diesem entsprechend mit Fangesängen und viel Applaus belohnt. Neue Songs gab es zwar nicht zu hören, doch machten die Klassiker wie „Foundations“ und „Do-Wah-Doo“ Lust auf ein neues Album.
Ähnlich verhielt es sich mit The Subways, die schon 2009 bei Les Ardentes spielten. Die drei Briten sind bereits festivalerprobt und wissen seit Jahren, wie man das Publikum zu begeistern hat – Klassiker wie „Rock and Roll Queen“ und „Oh Yeah“ schlugen genauso ein wie Songs aus dem noch nicht veröffentlichten Album „Money & Celebrity“. „It’s a Party“, der erste Song eben dieses Albums, zündete wie ein Rakete und war somit ein gelungener Abschluss des Auftritts.
Klar am meisten erwartet und der prestigeträchtigste Headliner war ohne Zweifel Snoop Dogg. Der wohl bekannteste Rapper der Welt begeisterte das Publikum, indem er einen wilden Mix aus vielen seinem beträchtlichen Songfundus ablieferte – ob nun „P.I.M.P.“, „Drop it like it’s hot“ oder mit „Sexual Seduction“ „something for the girls out there“. Der komplett gefüllte Platz vor der Open-Air-Stage hatte dem Rapper seine Verspätung schnell verziehen. Als dann mit „Wet“ (die unzensierte Version seines Hits „Sweat“) schließlich der „new shit“ folgte, gab es absolut kein Halten mehr. So schaffte es das Lütticher Publikum, selbst dem sehr distanziert wirkenden Snoop Dogg (der mit kompletter Bodyguard-Entourage angereist war und unter Dauerbewachung stand) ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern.
Direkt im Anschluss folgte auf der Indoor-Stage Kele, der besonders durch seine Arbeit als Frontmann bei Bloc Party bekannt geworden ist, sich nun aber von der Rockmusik abgewandt ist. Seine Mischung aus Alternative-Dance und Elektro-House wirkte erfrischend, insbesondere die beiden Single-Auskopplungen „Tenderoni“ und „Everything You Wanted“ aus seinem Debüt-Album „The Boxer“ kamen gut beim Publikum an und bereiteten gut auf eine lange Elektronacht in den Indoor-Hallen des Festivals vor.
Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch das Rahmenprogramm, das insbesondere vom „Joe Piller Saloon“ – unverkennbar gesponsort durch die belgische Brauerei Jupiler – geprägt war. Im Stile eines alten Western-Saloons gab es dort zwischen den Acts auf der Open-Air-Stage Live-Unterhaltung vom Feinsten, DJ-Sets, Tänzerinnen und Entertainer inklusive. Kaum war der letzte Song auf der Bühne gespielt, sammelten sich die Leute scharenweise vor und im Saloon, um bei bester Stimmung ordentlich weiterzufeiern, statt die Pausen nur mit Warten zu verbringen.
Auch die Versorgung der Besucher überraschte positiv. So gab es vor dem Eingang einen mobilen Carrefour-Supermarkt (siehe Galerie), verschiedenste Bier- und Getränkestände und eine lange Wasserfront-Promenade mit den verschiedensten Essmöglichkeiten als Verbindung zwischen Outdoor- und Indoor-Bühnen. So gab es Snacks aus aller Welt – seien es Döner, Thai-Boxen oder eben belgische Pommes. Ein ansprechendes Pfandsystem sorgte für nicht überfüllte Bars und ein wirklich sauberes Festivalgelände.
Während in diesen Sekunden Co-Headliner Mika also gerade nebenan das diesjährige Festival zu einem Ende bringt, bleibt für das nächste Jahr nur ein absoluter Tipp auszusprechen. Ein international gemischtes Top-Lineup, ein absolut günstiger Preis von 105 Euro für 4 Tage inklusive Camping (Tagesticket 45 Euro) und eine Atmosphäre, die man wirklich mal erlebt haben muss, machen Lust auf 2012. Au revoir Les Ardentes, wir sehen uns im nächsten Jahr!
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