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Wir hätten wohl besser „Viller Mühle Arena“ schreiben sollen. Denn schon bei der Bezeichnung seiner Show-Locations geht die Überheblichkeit des selbst ernannten „neuen Sterns am Spaßfirmament“ los. Die einen mögen ihn, die anderen hassen ihn – und doch hat jeder irgendwie Spaß dabei. Seine Shows laufen nämlich genauso ab, wie man sie aus dem Radio kennt – Buh-Rufe, verweigerter Applaus und die altbekannten „Hau ab!“-Schreie inklusive. Davon unbeeindruckt und begeistert kontert „JayBee“ jeden Zwischenruf mit Kommentaren wie „Yeees! Ihr seid das geilste Publikum, Freunde!“.
Doch genau das ist Breuers Konzept: Seine Witze sind so schlecht, dass sie schon wieder gut sind. Als Antiheld der modernen Comedy schwimmt er vollends gegen den Strom und schafft es dennoch, die Säle zu füllen, um sein „Spaß-Feuerwerk“ abzuliefern. „Häuptling Witzetou“ wartet mit Witzen auf, über die man wohl nichtmal in der fünften Klasse gelacht hätte, um diese dann anschließend wegen der fehlenden Resonanz dem Publikum zu erläutern: „Bei der Einschulung wurde ich gefragt, wo denn meine Schultüte war. Ich hatte sie auf der Toilette geraucht. Also Tüte im Sinn von Drogen. Versteht ihr?!“
Warum die Leute trotzdem kommen, weiß Lutz van der Horst – die Person hinter Jimmy Breuer – selbst nicht so genau: „Ich glaube, die Leute haben einfach auch mal Lust auf neue Comedy.“ Gerade das rege Mitspielen des Publikums sei etwas, das man vom klassischen Stand-Up sonst nicht kennt – man kommt zur Show, um Teil des Happenings zu sein und nicht nur, um sich vom Comedian auf der Bühne berieseln zu lassen.
Angefangen hat das Ganze im letzten Jahr bei 1Live, dem jungen Radio-Ableger des WDR. „Mein Chef sagte mir, ich solle doch mal den schlechtesten Comedian Deutschlands kreieren“, so van der Horst, der damals selbst nicht so genau wusste, ob diese Aufforderung nun als Lob oder als Komplinent zu verstehen sei. So nahm das Phänomen „Jimmy Breuer“ seinen Lauf, anfangs im Radio, dann auf ersten kleinen Bühnenshows. Sogar eine Arena-Tour hat er schon hinter sich: Drei Fußballstadien „füllte“ er an nur einem Tag – eine Anlehnung an sein „Vorbild“ Mario Barth. Bei Stefan Raabs „TV total“ hatte er in diesem Jahr seinen ersten echten Fernsehauftritt, am 7. April wird sein Auftritt bei Kurt Krömer ausgestrahlt.
Gerade bei Auftritten außerhalb des 1Live-Sendegebietes wird klar, dass es ohne entsprechendes Forum schwer ist, Leute auf Anhieb zu überzeugen. Als „in einer Schockstarre“ beschreibt van der Horst das größtenteils unwissende Publikum während seines Auftrittes bei Krömer und zieht dabei Vergleiche zu seiner Anfangszeit bei 1Live, als noch niemand so genau wusste, was eigentlich von ihm zu halten sei. „Man muss sehen, was in der Zukunft über NRW hinaus so geht“, so van der Horst, der froh ist, trotzdem weiterhin 1Live als Unterstützer im Rücken zu haben.
Also mal abwarten, was wir in Zukunft noch von Jimmy Breuer hören und sehen werden. Zumindest van der Horst wird ab Montag wieder regelmäßig im Fernsehen zu sehen sein: Mit „Iss oder quizz“ startet bei ZDFneo eine von ihm moderierte Quizshow – hier aber wirklich eher als „charming“ Lutz. „Es ist schön, auch endlich mal ich selber zu sein und keine Rolle spielen zu müssen.“ Wir sind gespannt.
Das Gocher Publikum jedenfalls war begeistert. Sämtliche Zwischenrufe – einer derber als der andere und teils auch ein wenig übertrieben – konnten den Comedian nicht von seiner Spur abbringen. Im Gegenteil: Breuer lief abermals zu Höchstform auf und zeigte, dass auch die übertriebenste Persiflage durchaus noch gesellschaftsfähig ist. Mit einer Mischung aus Einspielern, Gesang und natürlich Comedy heizte er der mit etwa 500 Plätzen ausverkauften Viller Mühle ein. Applaus gab es quasi nur für lustige Zwischenrufe aus dem Publikum – Breuers Konzept war bei den Besuchern angekommen und wurde entsprechend gut aufgenommen. Für die Besucher war die Veranstaltung ohnehin gleichzeitig ein Zusammenkommen mit Bekannten – kein Wunder, Events wie diese sind am ländlichen Niederrhein sehr rar und werden daher umso mehr gefeiert. Wir blicken also zurück auf eine Comedy-Show der etwas anderen Art mit einem genialen Lutz van der Horst in der Rolle des Jimmy Breuer. Gerne wieder!
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