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In schwere Wolken getaucht und von einem grauen Schleier überzogen, präsentiert sich Brüssel an diesem 14. November seinen Besuchern. Die Stadt ist mit gut einer Million Einwohnern Belgiens Hauptstadt und definitiv einen Besuch wert. Die Innenstadt rund um den Grand Place wartet mit gemütlichen Gassen und noch gemütlicheren Geschäften und Cafés auf. An nahezu jeder Ecke verwöhnen bunt verzierte Waffeln und andere Süßigkeiten Besucher aus der ganzen Welt – man erlebt wirklich ein ganz spezielles Flair und ein Spaziergang hier lohnt sich genauso wie die belgischen Pommes.
An einer der Hauptstraßen und in Reichweite des Grand Place liegt schließlich das Ancienne Belgique. Hinter einer grauen, aber modernen Fassade verbirgt sich das am 6. Dezember 1996 neu eröffnete Konzerthaus. Der weitläufige Eingangsbereich ist ebenfalls sehr modern gestaltet und wird von einigen Säulen durchzogen, an denen sich schmale Tischchen finden.
Auf der rechten Seite befindet sich eine lange Theke; kleine Sitzgruppen, ein DJ-Podest – für die musikalische Untermalung vor Beginn des Konzerts – und ein Merchandising-Stand befinden sich auf der linken Seite des Eingangsbereichs. Über eine kleine Treppe gelangen die Besucher in den Keller, zu den Toiletten und den Schließfächern, welche genug Platz für Jacken und andere persönliche Dinge bieten, die während eines Konzerts nunmal einfach stören. Durch ihre Vielzahl kommt Schwimmbad-Atmosphäre auf, lange Wartezeiten werden vermieden.
Endlich auf dem Weg zur Bühne passiert man dann eine große beleuchtete Wand, auf der all die Bands zu finden sind, die sich im Ancienne Belgique schon die Türklinke in die Hand gaben. Die Namen lesen sich wie das Who‘s Who der neueren Musikgeschichte: Bands wie Coldplay, U2, Oasis, Jack Johnson, The Red Hot Chilli Peppers, The Offspring und Muse spielten schon auf der Bühne des Brüsseler Konzerthauses. Die eigentliche Konzerthalle befindet sich schließlich hinter dem Eingangsbereich und war am besagten Abend in rotes Licht und leichten Nebel getaucht. Die Decke wird stilvoll von freigelegten Rohren und Lüftern verziert und führt den modernen Stil des gesamten Konzerthauses fort.
Über zwei Treppen gelangt man in das erste und zweite Stockwerk zu weiteren Stehplätzen. Das Konzert war restlos ausverkauft, 2000 Steh- und einige Sitzplätze im Oberrang standen zur Verfügung.
Der Saal füllte sich langsam und wie versprochen legte die für diesen Abend erste Vorband um 19:00 Uhr los. Die Sharks eröffneten den musikalischen Teil des Abends – für 40 Minuten wärmte die Rockgruppe aus Großbritannien das Publikum auf und präsentierten unter anderem ihr am 17.10.2010 erschienenes Album „Show Of Hands“ – und lieferten dabei einen wirklich guten Auftritt ab, mit dem sie sicherlich den ein oder anderen Fan und Besucher ihrer MySpace-Seite gewonnen haben. Während einer kurzen Pause bauten Techniker dann das Bühnenset um und bereiteten alles für den bevorstehenden Auftritt von Chuck Ragan vor.
Der Mann aus den USA kam schließlich mit Akustikgitarre in der rechten Hand und mit Mundharmonika um den Hals auf die Bühne. Der Saal füllte sich rasch, schließlich ist Chuck Ragan kein unbeschriebenes Blatt – er war von 1993 bis 2006 neben Chris Wollard Lead-Sänger der Band „Hot Water Music“ aus Florida, inzwischen ist er Solokünstler und hat schon 5 Studioalben veröffentlicht. Von Anfang an fesselte er das Publikum mit seiner kraftvollen, rauen Stimme und seinem feinfühligen Gitarrenspiel. Zur musikalischen Unterstützung begleitete ihn der Geiger Jon Gaunt, ein vollbärtiger Mann mit langen Haaren und nicht gerade der typische Geiger. Faszinierend war daher um so mehr, wie Jon sein Instrument beherrscht. Es war zu spüren, dass das Publikum von den beiden begeistert war. Die Mischung aus Folk und Alternative überzeugte auf ganzer Linie und machte einfach nur Spaß, so dass die 40 Minuten Spielzeit wie im Flug verstrichen.
Pünktlich um 21:00 Uhr betraten dann endlich Brian Fallon, Alex Levine, Benny Horowitz und Alex Rosamilla die Bühne des Ancienne Belgiques und spielten den Opener „The Spirit of Jazz“. Brian Fallon kam im Chelsea-Trikot auf die Bühne, nachdem die Londoner kurz zuvor eine 0:3-Heimniederlage gegen den FC Sunderland hinnehmen mussten. Es folgten Songs aus allen drei Studioalben („Sink or Swim“, „The ‘59 Sound“ und „American Slang“) sowie der EP „Senor and the Queen“.
Nach Stücken wie „The Diamond Church Street Choir“, „Old White Lincoln“ und „Old Haunts“, einigte sich Brian Fallon in einem kurzen Dialog mit dem Publikum darauf, auf die klassische Zugabe zu verzichten und bis zum Schluss auf der Bühne zu bleiben. Die Jungs von The Gaslight Anthem wollten dem Publikum so viele Songs wie möglich präsentieren und verzichteten daher auf die obligatorischen, eigentlich unnötigen Bühnen-Auf- und Abgänge. So konnten die Fans mindestens zwei zusätzliche Songs genießen – ein feiner Zug der US-Amerikaner.
Genießen ist auch zweifelsohne die richtige Wortwahl. Die Band spielte grandios auf und hatte eines ganz besonders – sehr viel Spaß. Bevor sie dann ihren ersten gemeinsam geschriebenen Song performten, lud Brian Fallon nach einem kurzen Dialog alle Besucher des Ancienne Belgiques zu einem Football-Spiel ins Stadion ein. Er selbst würde Hot Dogs verteilen, Alex Levine Bier. Die Besucher müssten nur noch 5 Jahre lang leben, da Brian und Alex noch keine Millionäre wären und das Bier im Stadion nunmal 8 Dollar kostet. Das war der Deal. Es folgte „1930“.
Die Stimmung kochte und einige Fans forderten den Song „Drive“, der so nicht auf der Setlist vorgesehen war. Brian Fallon fackelte nicht lange und kickte einen anderen Song von der Setlist. Schon erklangen die ersten Akkorde von „Drive“. Klassiker wie „Wooderson“ und „The ’59 Sound“ kamen gleichermaßen zum Zuge wie Lieder aus ihrem aktuellen, Mitte 2010 veröffentlichtem Album „American Slang“. Auch Chuck Ragan hatte nach seinem vorangegangenem Auftritt noch keinen Feierabend und unterstützte The Gaslight Anthem beim Refrain von „The ’59 Sound“. Etwas ruhiger wurde es dann beim vorletzten Song „Here‘s Looking at You Kid“. Aber Brian und Co waren immer noch nicht müde: „We’ve got two more songs, here we go! Tryin‘ to beat this thing!“. Das Publikum bewies auch hier Textsicherheit und Brian, Alex, Alex und Benny mussten wieder einmal schmunzeln, so viel Spaß hatten sie.
Dann wurde es nach anderthalb Stunden Zeit für den letzten Song. Mit „The Backseat“ strapazierte Benny Horowitz ein letztes Mal sein Schlagzeug und verschwand dann zusammen mit seinen Bandkollegen hinter der Bühne. Was zurückblieb, waren überglückliche Besucher mit Erinnerungen an zwei tolle Vorbands, überaus sympathische Mitglieder von The Gaslight Anthem und ein grandioses Konzert. Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle dem Team rund um das Ancienne Belgique, das sich von seiner besten Seite gezeigt hat und als Location mehr als zu empfehlen ist. (ok/me)
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