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Seine Bücher sind wohl jedem bekannt – durch die Reihe „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ erlangte Bastian Sick in den Jahren 2004 bis 2009 immer mehr an Bekanntheit. In diesen Werken sieht sich der Autor als weltverbessender Deutschlehrer, der mit allen Mitteln kämpft, um der Verwahrlosung der deutschen Sprache entgegenzuwirken. Als Comedian der etwas anderen Art ist Bastian Sick seit 2006 aktiv – aktuell ist er mit seiner „Nur aus Jux & Tolleranz“-Tour in Deutschland unterwegs.
Nach anfänglichen organisatorischen Problemen – das Event wurde kurzfristig in einen kleineren Saal der Veranstaltungshalle verlegt – ging es schließlich deutlich verspätet los. Vom eigenen Satire-Nachrichtensender „GeniTV“ eingeführt, betrat ein cool und locker wirkender Bastian Sick die Bühne und begeisterte schon zu Beginn durch seine freundliche Art und seine Interaktion mit dem Publikum. Dass er nicht nur die ältere „Lehrer-Zielgruppe“ ansprechen möchte, wurde schnell klar – bei seiner Mischung aus Diashow, Deutschstunde, Gesang und den typischen Anekdoten war für jeden etwas dabei.
Die Anglisierung der deutschen Sprache darf natürlich auch im aktuellsten Programm nicht fehlen. Dabei schafft Sick es, immer wieder neue Aspekte vorzustellen, um auch Stammleser nicht zu langweilen – so berichtet er beispielsweise von der französischen Sprache, die im Gegenzug immer mehr aus der deutschen verdrängt wird. Was damals mal ein „Rendezvous“ war, ist heute ein „Date“, was damals noch „peu à peu“ ging, geht heute „step by step“. Frankreich mag noch so schön sein – aber „der liebe Gott ist umgezogen“, so Sicks Fazit.
Doch auch andere Länder nimmt sich der Verfechter der deutschen Sprache zunehmend vor – dies zeigt beispielsweise sein Ausflug in die Sprachwelt der Schweiz. Dort sollen nämlich geschlechtspezifische Wörter vollkommen abgeschafft werden. Aus „Führerschein“ soll dort „Fahrausweis“ werden, selbst Väter und Mütter sollen zukünftig nur noch als „Eltern“ bzw. „Elter“ (!) bezeichnet werden. Sicks Kommentare zu den kuriosen Neuerungen waren stets auf den Punkt und sorgten für viele Lacher im Publikum. Ebenso die Frage, warum eigentlich nie von „Täterinnen“ oder „Steuerhinterzieherinnen“ die Rede ist?
Dass es mit der Emanzipation aber auch mal zu weit gehen kann, zeigt beispielsweise unser Titelbild. Wenn auf einmal „KrankenschwesterInnen“ oder „Mädchen für alles, gerne auch männlich“ gesucht werden, ist Stimmung im Publikum garantiert. Die immer wieder eingestreuten Diashows mit Bildern, die der Sprachexperte seit Jahren sammelt, waren ohnehin die Highlights (sagen wir besser „Höhepunkte“) des Abends. Seien es nun kuriose Berufs-Eigenname-Pärchen von „Reifen Platt“ bis „Dr. Qual“ oder peinliche Rechtschreibfehler jeglicher Art – das Publikum wurde bestens unterhalten.
Es sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass der Sprachexperte seine Funde vereinzelt doch etwas zu herabschauend und arrogant vorgetragen hat. Wenn er sich über Lokführer lustig macht, die von einem „verspäteten Abgang“ eines Zuges sprechen und dann weiter ausführt, dass man „Abgang“ doch in unzähligen Zusammenhängen nutzen könne, aber doch bloß nicht in diesem – dann kann man lediglich von schlechter Recherche sprechen. „Abgang“ ist in diesem Falle nämlich tatsächlich der Fachbegriff. Ohnehin erschien es bei einigen Beispielen so, als suche man zwanghaft nach Fehlern, wo eigentlich keine sind.
Den Unterhaltungswert der Vorstellung minderte dies aber keinesfalls. Sick zeigt interessante Aspekte der deutschen Sprache auf, erklärt die Hintergründe und lässt kaum Fragen offen. Somit bleibt abschließend festzuhalten, dass auch das aktuelle Programm eine eindeutige Empfehlung darstellt. Wünschen würden wir uns für die Zukunft lediglich ein wenig mehr Bodenhaftigkeit. (ok)
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